Norm EN 16350: Elektrostatik‑Schutzhandschuhe für ATEX‑Zone


Einleitung
Die Norm EN 16350:2014 legt die elektrostatische Anforderungen an Schutzhandschuhe fest, die für Arbeiten in potenziell explosionsfähigen Atmosphären (sogenannten ATEX‑Zonen) bestimmt sind, bei denen sich aufgrund statischer elektrizität eine funke oder entladung bilden kann. Ihr Hauptziel ist es, das Zündrisiko zu verringern, indem sichergestellt wird, dass das Handschuhmaterial elektrische Ladungen wirksam von der Hand des Trägers zur geerdeten Oberfläche ableitet.
Der Standard definiert Grenzwiderstandswerte, prüfbedingungen und Kennzeichnungsvorschriften und bildet damit ein zentrales Glied in der elektrostatischen Kontrolle neben Schuhwerk, Schutzkleidung, schutzausrüstung und leitfähigen Fußböden. In den folgenden Abschnitten erläutern wir, wo die Norm Anwendung findet, welche technischen Anforderungen sie stellt und wie sie korrekt umgesetzt wird.
Was ist ATEX?
ATEX (aus dem Französischen ATmosphères EXplosibles) ist der Sammelbegriff für zwei EU‑Richtlinien, die die Sicherheit an Arbeitsplätzen regeln, an denen explosionsfähige Atmosphären in der jeweiligen umgebung auftreten können:
-
2014/34/EU (ATEX 95) — Anforderungen an Geräte und Schutzsysteme zur Verwendung in explosionsgefährdeten Bereichen;
-
1999/92/EG (ATEX 137) — Mindestanforderungen zum Schutz von Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmer, die durch explosionsfähige Atmosphären gefährdet sind.
Die Richtlinien definieren eine Zonenklassifizierung, die Wahrscheinlichkeit und Dauer des Auftretens der explosionsfähigen Atmosphäre beschreibt:
Gemischtyp |
Zone |
Beschreibung der Präsenz einer Ex‑Atmosphäre |
---|---|---|
Gase, Nebel, Dämpfe |
0 |
ständig, langzeitig oder häufig vorhanden |
|
1 |
wahrscheinlich, gelegentlich vorhanden |
|
2 |
selten und nur kurzzeitig vorhanden |
Brennbare Stäube |
20 |
ständig, langzeitig oder häufig vorhanden |
|
21 |
wahrscheinlich, gelegentlich vorhanden |
|
22 |
selten und nur kurzzeitig vorhanden |
Ziel des ATEX‑Systems ist es, Zündquellen zu eliminieren, indem Zonen korrekt klassifiziert, zertifizierte Geräte (Kennzeichnung Ex) ausgewählt und Arbeitsabläufe entsprechend organisiert werden. Handschuhe gemäß EN 16350 sind dabei ein wesentliches Element der Schutzstrategie.
Aktueller Normstatus
-
Vollständiger Titel: EN 16350:2014 „Protective gloves — Electrostatic properties“.
-
Veröffentlichungsdatum: November 2014.
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Änderungen: Bis zum 30. Juli 2025 liegen keine späteren Ausgaben oder Änderungen vor.
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Harmonisierung: Die Norm ist im Amtsblatt der EU als harmonisierte Norm im Rahmen der PSA‑Verordnung (EU) 2016/425 veröffentlicht.
Anwendungsbereich der Norm
DIN EN 16350 gilt für schutzausrüstung in Form von arbeitshandschuhe, die in Bereichen verwendet werden, in denen explosionsfähige Atmosphären auftreten oder auftreten können (ATEX‑Zonen). Die Norm gilt nicht für:
-
den Schutz elektronischer Bauteile vor ESD,
-
den Schutz vor Netzspannung.
Technische Schlüsselforderungen
Parameter |
Anforderung |
Prüfverfahren |
Durchgangswiderstand (vertical resistance) |
< 1,0 × 10⁸ Ω |
EN 1149 2 |
Prüfbedingungen |
23 ± 1 °C, 25 ± 5 % rF |
— |
Anzahl der Proben |
5 (alle müssen den Grenzwert einhalten) |
— |
Prüfverfahren EN 1149‑2 in Kürze
-
Zwei Elektroden werden auf gegenüberliegenden Seiten des Materials angebracht.
-
Eine Prüfspannung von 100 ± 5 V wird angelegt.
-
Das Messgerät zeichnet den Durchgangswiderstand der Probe auf.
Hinweis: Geringere Luftfeuchtigkeit erhöht den Widerstand; die prüfbedingungen von 25 % rF sind daher besonders anspruchsvoll und gewährleisten ein hohes Sicherheitsniveau.

Kennzeichnung und Dokumentation
Handschuhe nach EN 16350 werden mit einem Piktogramm (Blitz in einem Sechseck) gekennzeichnet und mit der Normnummer versehen. Der Hersteller muss dem Benutzer eine Anleitung beilegen, die u. a. enthält:
-
Erklärung, dass der Widerstandsgrenzwert eingehalten wird,
-
Hinweis auf die Notwendigkeit einer Erdung des Benutzers (< 10⁸ Ω),
-
Pflege‑ und Lagerungshinweise,
-
Empfehlung, leitfähige gegenstand und die gesamte schutzausrüstung regelmäßig zu überprüfen.
Beziehungen zu anderen Normen
Bereich |
Norm |
Inhalt |
Antistatische Kleidung |
EN 1149‑5 |
Materialien und Design von ladungsableitender Kleidung |
Allgemeine Anforderungen an Handschuhe |
EN ISO 21420 |
Ergonomie, Komfort, Unbedenklichkeit der Materialien |
Schutz elektronischer Geräte |
IEC 61340‑5‑1 |
ESD‑Kontrollsysteme im EPA |
Praktische Einsatzbereiche
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Petrochemische und Gas‑Anlagen,
-
Herstellung, Mischung und Lagerung von Lösungsmitteln,
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Lackierereien und Spritzkabinen,
-
Pharma‑ und Chemieindustrie,
-
Montage von Pumpen, Ventilen und Armaturen,
-
Reinräume (wenn gleichzeitig ESD‑Schutz erforderlich ist).
Beste Praxis der Nutzung
-
Erdung: Kontinuität der Erdung durch antistatisches Schuhwerk und leitfähige Böden sicherstellen.
-
Sichtkontrolle: Handschuhe regelmäßig inspizieren und bei sichtbaren Beschädigungen ersetzen.
-
Pflege: Vermeidung von Cremes oder Lotionen, die den Oberflächenwiderstand erhöhen können.
Zusammenfassung
EN 16350 ist derzeit die einzige harmonisierte Norm, die „Schutzhandschuhen— elektrostatischen eigenschaften“ von arbeitshandschuhe für ATEX‑Bereiche definiert. Die Einhaltung ihrer Anforderungen minimiert das Risiko von funke, entladung und Explosionen und schützt so sowohl Beschäftigte als auch industrielle Anlagen und ihre umgebung.
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